SOUTHBOUND

 

 

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Es ist Montag Morgen, kurz vor sechs Uhr. Der Wecker ist erbarmungslos und zwingt mich aus dem warmen, kuschligen Bett. Barfuß tappe ich ins Bad zur Morgentoilette. Aus dem Spiegel leuchten mich Augenringe so groß und dunkel wie Autoreifen an.

 

Nachdem ich mich von meiner Freundin verabschiedet habe, ziehe ich die Daunenweste über, verlasse das Haus und werfe den Bully an.

 

Es ist unangenehm kühl, leichter Nieselregen und Nebel machen die Fahrt zur Arbeit nicht gerade besser. Unter normalen Umständen wäre meine Motivation für einen achtstündigen Frühdienst annähernd so hoch wie die Chance von Eintracht Braunschweig auf den Klassenerhalt.

 

Normalweise. Heute ist es anders. Komplett anders. Ich steuere den Wagen mit einem leicht grenzdebilen Lächeln, klopfe auf dem Lenkrad den Takt irgendeines total bescheuerten Charthits von Adelxavier Rosenmondirgendwasschei..endreck mit und die Aussicht auf viel Arbeit kratzt mich heute in keinster Weise.

 

„Warum denn das?!?“ wird sich der geneigte Leser fragen. Lottogewinn? Restalkohol?? Schlaganfall???

 

Weder noch. Gestern Abend um sieben kam ich von 12 Tagen angeln zurück.

 

12 absolut geile Tage. Geniale Truppe. Viel viel Spaß. Unfassbare Kulisse am See. Und die Fische, die sich jetzt auf unseren SD-Karten tummeln, unbeschreiblich.

 

 

Vor dreizehn Tagen also, machte sich eine exotische Truppe, bestehend aus zwei Bayern, einem Wahl-Badener und einem Saarländer nach einem Grill/DFB-Pokal-Halbfinal-Abend um 2:00 Uhr nachts auf den Weg Richtung Brenner, der uns freundlicherweise mit Kälte, Schneeregen und Benzinpreisen auf astronomischem Niveau empfing. Uns egal, wir fahren ja südlich, da wird das Wetter schon besser werden. Und es wurde besser. Der See empfing uns gegen 09:30 Uhr mit Bilderbuchwetter vom Allerfeinsten.

 

Leider war die von uns anvisierte Angelstelle besetzt, sodass wir nach dem Erwerb der Lizenzen und einigen freundlichen Gesprächen mit den einheimischen Anglern auf eine andere Stelle ausweichen mussten.

 

Ums kurz zu machen, der Angelplatz brachte uns in den ersten drei Nächten keinen Fisch, auf der Habenseite standen zu diesem Zeitpunkt lediglich gutes Essen, Wein aus niedlichen, zierlich-feminin anmutenden 5 Liter Glaseimern und Michel, die zahme Stockente, der sich in unserer Runde sichtlich wohl fühlte. Warum auch nicht, er bekam zu essen, hatte den ganzen Tag Unterhaltung und als am Donnerstag Abend ein Unwetter aufzog, nächtigte der Gute kurzentschlossen in meinem Schirm unter der Liege. Das die Firma Anaconda ihre Brollys noch nicht serienmäßig mit Ententoiletten ausgestattet hat, hat ihm leider vorher noch niemand erklärt…

gute Nacht, Michel !!!!

 

 

Angeltechnisch hatten wir in den drei Tagen alles versucht, das Fangbuch war allerdings noch leer. Also musste Plan B her. Beziehungsweise brauchten wir einen Weg zurück zu Plan A.

 

So machten sich Christian und Hiasi Samstag Mittag auf den Weg zu dem Platz, den wir uns eigentlich ausgesucht hatten, um die Italiener zu fragen, wie lange sie denn noch bleiben. Sie wurden unglaublich freundlich empfangen und gleich zu Grillwürsten und Espresso eingeladen. Die Jungs hatten die letzten Tage ordentliche Fische bis 18.6 kg gefangen und wollten morgen abbauen und heimfahren und uns ihre Stelle dann überlassen. Also vereinbarten wir mit ihnen, dass wir heute gleich unser Tackle rüberschleppen und einfach die Zelte hinter ihnen aufbauen werden und gemeinsam einen gemütlichen deutsch/italienischen Abend verbringen wollten.

 

Aus besagtem „gemütlichem Abend“ wurde dann ein rauschendes Osterfest, bei dem viel gelacht, getrunken und gefachsimpelt wurde. Wir verstanden uns prächtig und Kollege Ronny schmeckte unser mitgebrachter Schnaps so vorzüglich, das ihm zu fortgeschrittener Stunde die gute, köstliche Grill-Salsicia wieder aus dem Gesicht fiel .

 

Am nächsten Morgen fuhren drei der vier Italiener nach Hause, nur Andrea gefiel es offensichtlich so gut mit uns, das er spontan noch eine Nacht dranhängte.

 

Grazie compagno, è stato un onore per noi

 

 

 

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Nachdem die Jungs sowohl im Flachen als auch in tieferem Wasser gefangen hatten, teilten wir unsere acht Ruten auf alle Bereiche auf.

 

Die Bisse ließen nicht lange auf sich warten, und was für wunderschöne Fische wir gefangen haben! Allerdings liefen nur die flachen Ruten, weswegen wir ab der zweiten Nacht alle Rigs zwischen einem und drei Metern Tiefe ablegten, was uns teilweise Bisse im Halbstundentakt einbrachte.

 

Bilder sagen mehr als tausend Worte, deswegen hier ein paar unserer Perlen:

 

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Hiasi mit „Ghosty-Koi-Schuppi“. Da ist das Gewicht völlig egal!

 

 

 

 

 

 

 

 

Pascal mit wunderschönem Specchi, 20,9 kg

Pascal mit wunderschönem Specchi, 20,9 kg

 

 

20,8kg

20,8kg

Lächeln!

Lächeln!

Christian mit 24,8 kg Maschine

Christian mit 24,8 kg Maschine

 

 

 

„Der Gerät“: 25,6kg! Baaaaam Oida!!

„Der Gerät“: 25,6kg! Baaaaam Oida!!

 

Ich hab noch nie so schöne Spiegler gesehen wie hier

Ich hab noch nie so schöne Spiegler gesehen wie hier

 

 

 

 

 

Am Ende standen nach sechs Nächten 37 Fische in unserem Fangbuch. Davon 6 Fische zwischen 15 und 20 Kilo und jeder von uns Vieren hatte das Glück, einen 20kg+ Rüssler auf die Matte zu legen! Ums mit den Worten des begnadeten Angelliteraten Sludge Hager zu formulieren: „Muhaha, jawwoiiiii!“

Der Grundstein: Squirrel Mate und „Bus stinkt immer noch“-Almighty

Der Grundstein: Squirrel Mate und „Bus stinkt immer noch“-Almighty

 

 

Da steht man morgens gern auf!

Da steht man morgens gern auf!

 

 

 

Es war einfach nur geil, diese Tage entschädigten uns voll für die letzten paar größeren Touren. Wäre „beim Karpfenangeln in die Schei.. langen“ olympisch, hätte man uns die Goldmedaillen einfach zuschicken können. Vom ungarischen Hurricane über französischen Frost und Garde-de-peche-Konflikten bis zum Temperatursturz um 20 Grad am Ebro war eigentlich alles dabei. Vielleicht waren wir jetzt einfach an der Reihe.

 

Got ya!!!

Got ya!!!

 

 

Am Samstag Abend, unserem letzten Abend dieses Urlaubs, beschlossen wir, das Fischen einzustellen, da ein heftiges Gewitter im Anmarsch war und wir vor der langen Heimfahrt doch mal ordentlich durchschlafen wollten.

 

So ließen wir diesen Trip bei Rotwein, Pizza aus dem Ort und einer gepflegten Partie Uno mit Theresa und Clemens, die seit Donnerstag neben uns fischten und morgen unseren Platz übernehmen wollten, ausklingen.

 

Das nachts und am folgenden Morgen der italienische Monsun eintraf und alles durchnässte, war uns mehr oder weniger egal. Pascal traf den Nagel auf den Kopf: „Für trocken zusammenpacken haben wir einfach zu gut gefangen“

 

Nachdem unser klatschnasses Tackle im Auto verstaut war, wir uns von Clemens verabschiedet hatten und im Ort noch einen Cappuccino getrunken hatten, machten wir uns auf den Heimweg über die Alpen.

 

 

So, die zehn Minuten Fahrt in die Arbeit liegen hinter mir. Vor der täglichen Routine steht heut ein anderer Punkt ganz oben auf der To-Do-Liste: Urlaub eintragen für den nächsten Trip an diesen Traum von einem See!

 

 

Das Runde muss ins Gelbe!

 

Chris Sievers und Matthias Artinger, Team R&G Deutschland

feat. Pascal (“Ameisenflüsterer”) und Christian (“Alfons”)

PS.: Ein fettes Merci darf an dieser Stelle nicht fehlen:

 

An Jörg für seine Tips und Infos.

An Heinz für den Support.

 

An jeden Einzelnen der italienischen Angler für ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ganz besonders an Andrea, Gerry und Willi. Mille Grazie Ragazzi!!!

 

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