Das Tief vor dem Hoch


Tiefdruckwetter ist bei uns am Fluss Fangwetter. Die letzten Tage waren heiß und die Sonne brannte runter. Dies sollte sich doch binnen weniger Stunden schlagartig ändern. Ich wusste, jetzt muss ich raus ans Wasser und fuhr umgehend an den Auslauf eines Altarmes. Als ich ankam, färbte sich der Himmel stromaufwärts im Donautal bereits dunkel. Perfekt, die angesagte Schlechtwetterfront kommt.
Beim Ausbringen meiner ersten Rute liegt der Fluss wie ein Spiegel da, lediglich die Strömung bricht die glatte Oberfläche. Ich lege meine Steinmontage an der anderen Seite des Auslaufes ab. Die, mit einem Seedy Scofish, bestückte Montage gleitet durch meinen Finger und kommt mit einem „Tock“ auf hartem, sandigen Grund auf. Genau da gehört sie hin. Ein paar Baits darüber gefüttert und den Rest großzügig verteilt, trete ich den Rückweg an. Die zweite Rute findet an der Strömungskante ihren Platz und ist mit einem 24er Almighty bestückt. Ich liege auf meinem Bedchair und lausche in die Finsternis. Ich vernehme einige Platscher an der Oberfläche. Sie sind da!! Ein warmer Wind frischt auf und wühlt das Wasser im Uferbereich kräftig durch. Er wird immer stärker und die Platscher immer lauter. Ich bin in Gedanken und versuche zu orten, wo die Fische springen. Plötzlich stört ein Dauerton die Stimmung. Der Fisch will in Richtung Altarm flüchten. Doch ich kann ihn zwischen den Bäumen im Wasser ausdrillen und sicher keschern. Bääämm, ein fetter Schuppi liegt da auf der Matte. Nach der Fotosession kämpfe ich mich durch die Wellen zurück an den Platz, um die Rute neu zu legen. Nach getaner Arbeit rein in den warmen Schlafsack und Kippe angemacht. Ich döse vor mich hin, als sich eine Stunde später die andere Rute meldet. Mit heftigem Wind in der Fresse zieht der Fisch weit in die finsteren Fluten hinaus, wo er sich in der Strömung quer stellt. Einige Fluchten später liegt ein langer Schuppi auf der Matte; richtig geil! Zwei gute Fische, absolut top.


Nach hartem Kampf gegen Sturm, Wellen, Regen und Strömung begebe ich mich wieder auf die Liege. Zufrieden schlafe ich ein. Der Regen wird stärker und brasselt lautstark auf meinen Brolly. Piep Pieppiep Piiiiiiiiiiiiiiiiieeeep. Vollrun an der Strömungskante. Wieder startet der Fisch in Richtung Flussmitte, doch er gibt sich bald geschlagen. Ein weiterer langer Schuppi gleitet über den Kescher. Perfekt, 3 Fische in einer Nacht und eine richtige Bombe dabei. Super, mein Plan geht auf und das Wetter bringt Fisch. Leider tut sich die restliche Nacht nichts mehr.

Als es hell wird, stürmt und regnet es noch immer; daher mache ich mir erstmal einen Kaffee und schaue die Bilder der vergangenen Nacht auf der Cam an. Mit einem fetten Grinsen sitze ich da und genieße, mit Kippe und Kaffee, die Ruhe. Doch diese wird noch einmal gestört. Die Rute mit dem Seedy Scofish Boilie läuft ein weiteres Mal ab; der Wahnsinn! Der Fisch nimmt Fahrt auf und stellt sich vor der Uferkante ins tiefe Wasser, gibt kaum nach. Doch auch er liegt nach kurzem Kräftemessen auf der Matte. Ich kann es kaum glauben, was für ein geiler Two Tone Spiegler aus dem Fluss! Eine echte Rarität!
Nach dem Releaxen packe ich in einer Regenpause ein. Auf der Heimfahrt rufe ich einen Kumpel an, erzähle ihm voller Freude die Story der Nacht und dem „Tief vor dem Hoch“.

Was das Wetter so alles ausmachen kann, ist schon verrückt. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das nächste Tief.

Danke fürs Lesen!

TL und Petri
Euer Sebastian

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