Abenteuer Südfrankreich

Bilder und Bericht von Dustin Rohmann und Nico Stockhausen

 

Seit nunmehr 4 Jahren verbringen Dustin und ich den Großteil unserer Zeit gemeinsam am Wasser. Darin inbegriffen ist ein alljährlicher Trip ins Ausland, der schon zu einer Art kleinem Ritual geworden ist. Da sich unsere Arbeitszeiten leider nicht wirklich regelmäßig decken, ist dieser im weiten Vorfeld geplante Trip eigentlich immer unser Startschuss in unser gemeinsames Angeljahr. Ich kann jedoch bereits an dieser Stelle sagen, dass sich diese Tour mit keiner der Vorherigen vergleichen lässt.

Doch fangen wir vorne an …
Nachdem wir unsere ersten Auslandserfahrungen an (tatsächlich sehr natürlich gehaltenen) kommerziellen Gewässern sammelten, stand unser diesjähriger Trip unter einem neuen Motto. Es sollte ins Unbekannte gehen. Entdeckergeist war gefragt. Wir wollten frei sein, ungebunden und mobil. Da traf es sich gut, dass kurz davor Dustin den Kontakt zu RG-Fishfeed herstellen konnte. Nach einem netten Treffen mit Heinz erhielt Dustin ein paar Boilieproben, welche uns beide sofort zusagten. Natürlich war es ein Risiko, bei so einem Trip auf Futter zu setzen, welches man selbst vorher nie in Gebrauch hatte. Doch irgendwie hatten wir da so ein Gefühl, welches uns nicht täuschen sollte! Nach monatelanger Recherche und Planung stand dann unser Ziel fest.

Südfrankreich. Tiefstes Südfrankreich.

Die spanische Grenze war fast näher als die nächste französische Großstadt. Unser Objekt der Begierde war ein ca. 50-60 ha großer Stausee. Da wir keinerlei deutschsprachige Informationen auftreiben konnten, war alles was wir wussten, dass es in diesem See Karpfen geben müsste, das Nachtangeln und die Benutzung eines Bootes erlaubt sei. Mehr Informationen brauchten und wollten wir nicht; wir wollten schließlich neue Wege beschreiten und nicht auf ausgetrampelten Pfaden wandern.
Die Zeit bis zum Tag der Abreise zog sich elendig lang, doch letztendlich war er da.
Dustin holte mich abends ab, das Auto wurde beladen und wir machten uns auf den Weg in unser erstes wirkliches Angelabenteuer. Nach 17 Stunden ermüdender Autofahrt waren wir an unserem Ziel angelangt. Wir wollten unberührte Natur? Hier war sie! Ein atemberaubendes Bergpanorama und mitten drin unser umwaldeter See. Das nächste Dorf fasste vielleicht 100 Einwohner. So hatten wir es uns vorgestellt und ausgemalt. Dazu knappe 30 Grad und Westwind. Nach einem kurzen Erkundungsspaziergang entschieden wir uns für eine kleine Ausbuchtung, von dieser wir aus eine große Wasserfläche befischen konnten. Leider war unsere im Vorfeld favorisierte Stelle, eine breitere Landzunge, bereits von einem Local besetzt. Doch das tat unserer Vorfreude keinen Abbruch. Todmüde schleppten wir unser Gerümpel den bewaldeten Abhang zu unserer Stelle hinab und bauten das Camp auf. Nach einer ausgedehnten Erkundungstour mit Boot und Echolot (inklusive Sonnenbrand), hatte jeder seine Plätze ausgemacht und befüttert. Hierbei bauten wir auf einen großen Futterplatz an einer seicht abfallenden Kante, den wir gemeinsam befischen wollten. Angelegt wurde dieser mit Partikeln und einem Mix aus ca. 10 kg Crustacea (von uns liebevoll auf den Namen „Cruster“ getauft) und Black Diamond Boilies. Gerade der „Cruster“ erinnerte mich vom Geruch her an das Zierfischfutter meines Vaters und sollte sich schnell zu meinem persönlichen Favoriten entwickeln. Weitere Plätze waren die steileren Kanten des gegenüberliegenden Ufers, sowie ein großes, flaches Plateau in Ufernähe. Nach einem ausgiebigen Abendessen fielen wir beide völlig erledigt auf unsere Liegen. Wir waren schlicht und ergreifend zu müde, um uns Gedanken darüber zu machen, ob die Ruten richtig lagen und was einen Karpfenangler sonst noch alles zweifeln lässt. Vielleicht auch dank dieser müden Unbekümmertheit wurde ich um 1 Uhr nachts von der Rute geweckt, die ich am unteren Ende des Plateaus platziert hatte. Nach einem kurzen Uferdrill lag ein ordentlicher erster Fisch im Netz. Ordentlicher Spiegler…so dachte ich. Als sich die Waage anschließend bei knapp über 20kg einpendelte, konnten wir unser Glück kaum fassen.

Damit hätte keiner von uns gerechnet. Mit dem ersten Fisch aus einem weitestgehend unbekannten Gewässer direkt die für uns magische Grenze geknackt, der helle Wahnsinn! Im weiteren Verlauf der Nacht konnte ich einen zweiten makellosen und mit leichten Perlschuppen versehenen Spiegler fangen, was uns am nächsten Morgen mehr als positiv in den zweiten Tag starten ließ.

Nachdem ich mit Beginn des dritten Tages weitere drei Fische sowie zwei Aussteiger auf meiner Habenseite verbuchen konnte, stand Dustin immer noch ohne Fischkontakt dar. Die Tatsache, dass meine Futterplatzrute lief, ließ ihn so langsam nervös werden, was sich auch in seiner Stimmung widerspiegelte. Oder es lag an dem Wetter, was nun komplett umschwenkte? Lachte uns bei unserer Ankunft noch die Sonne entgegen, gab es ab Tag zwei Dauerregen, Gewitter und Hagel. Wir verbrachten die nächsten vier Tage fast ausschließlich in unseren Zelten, bis auf die Momente in denen die Ruten abliefen. Und das taten diese in schöner Regelmäßigkeit: es war Fangwetter! So lief am Mittag des dritten Tages auch Dustins Futterplatzrute zum ersten Mal ab. Der Bann war nun auch für ihn gebrochen und er fing kontinuierlich seine Fische. Belohnt wurde er für seine Mühen mit dem größten Fisch des Trips. Ein gewaltiger Spielger mit 22kg, der dem Black Diamond nicht widerstehen könnte. BÄM!

Nachdem sich das Wetter ab Tag 4 wieder beruhigte, nahm auch die Bissfrequenz ab. Unser Futterplatz brachte von nun an nur noch selten Fisch. Dafür kamen die Plätze an den gegenüberliegenden Uferkanten ins Rollen. Dustin hatte fast über drei Tage einen Trupp kleinerer Schuppis auf seinem Platz, der ihn kaum zur Ruhe kommen ließ. Ich wurde ebenfalls mit zwei schönen Fischen knapp unter der 20kg Marke fürs aufwendige Rudern und Ausbringen der Ruten belohnt.

Mein Highlight war hierbei ein fast 30 minütiger Bootsdrill eines dieser unfassbaren Kämpfer vor der untergehenden Sonne. Der Anblick des roten Feuerballs, welcher langsam hinter dem Bergpanorama verschwand, ließ mich fast die Konzentration auf den Drill vernachlässigen.
Nach knapp 1 ½ Wochen zogen wir ein für uns überwältigendes Résumé. 38 Fische, ein unfassbar tolles Naturerlebnis, wunderschöne sternklare Nächte, gutes Essen und einfach zwei Freunde, die sich dem schönsten Hobby der Welt völlig hingaben. Angespornt von dieser Euphorie entschlossen wir uns, einen anderen Abschnitt Frankreichs in unsere Vita aufzunehmen.

Es sollte nochmal für eine halbe Woche an den heiligen Cassien gehen. Was soll schon passieren? Im schlimmsten Fall fangen wir einen der berühmten Cassien-Karpfen. Um es an dieser Stelle abzukürzen, wir fingen keinen dieser Fische. Der Cassien mit den vorherrschenden Bedingungen ist eine harte Nuss und wir waren weder ausreichend vorbereitet, noch hatten wir genügend Restenergie. Die vorangegangenen Nächte waren (zum Glück!) von nicht viel Schlaf geprägt, sodass wir es lediglich einmal über uns brachten, in aller Frühe das Boot zu beladen und eine Stelle zu Beginn des Südarms aufzusuchen. Da unser kleiner Elektromotor den Geist aufgab, durften wir nun sogar noch zu zweit unser völlig überladenes Boot im Schneckentempo rudern. Dennoch wäre die ohnehin schon fantastische Tour fast auch hier nochmal vergoldet worden, denn aus dem Nichts lief gegen Mittag eine von Dustin’s Ruten ab. Leider verlor er den Fisch in einem versunkenen Baumstamm. Natürlich ärgerten wir uns maßlos, das hätte der erste Cassien-Fisch sein können.
Dennoch genossen wir die restlichen zwei Tage an diesem wirklich atemberaubenden Gewässer auch ohne Angelei. Bei Antritt unserer Heimreise und einem Blick von der Brücke auf das im Sonnenlicht glitzernde Wasser war uns klar, irgendwann kommen wir wieder. Besser vorbereitet und zu allem bereit!
Wir freuen uns schon wieder auf unseren gemeinsamen Trip im Jahr 2019. Wir wissen noch nicht wohin es uns verschlagen wird. Was wir wissen ist, dass die Boilies von RG-Fishfeed wieder dabei sein werden.
Liebe Grüße und Petri Heil,
Dustin & Nico

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