Das niederrheinische Gold

Seit vielen Jahrzehnten wird in unserer Region das niederrheinische Gold gefördert. Die Rede ist von Sand und Kies. Der Rhein und die Eiszeit haben ein schier unerschöpfliches Aufkommen angehäuft, dessen Abbau uns Anglern in Form von Baggerseen hunderte  Möglichkeiten eröffnet.

Seit dem Beginn unserer Angelkarrieren gehören die niederrheinischen Baggerseen zu unserem festen Repertoire. Die beeindruckende Vielfalt von Gewässergrößen und -strukturen, Formen und Fischbeständen übt einen ungeheuren Reiz auf uns aus. Nicht zuletzt Karpfen über 20, gar 25kg lassen uns regelmäßig ihre Ufer betreten.

In unserer Angelei unterscheiden wir grundsätzlich zwischen kleinen und großen Baggerseen, wobei sich natürlich viele Parallelen, aber eben auch einige wichtige Unterschiede ausmachen lassen. Im Folgenden wollen wir euch unsere Vorgehensweise für beide Gewässertypen erläutern.

Kleine Baggerseen

Immer gut für eine gewichtige Überraschung – die kleinen Baggerseen des Niederrheins

 

Location

Man kann nicht oft genug erwähnen, dass die Location der wohl wichtigste Schlüssel zum Erfolg ist. Denn wenn weit und breit kein Karpfen in der Nähe meiner Montage herum schwimmt, nützen mir auch die besten Montagen und der beste Köder nichts.

Das wichtigste Instrument, um interessante Bereiche oder im besten Fall fressende Fische zu finden sind die bloßen Augen. Über das Ufer hängende Vegetation, im Wasser liegendes Totholz, Krautbänke, Seerosenfelder, kahle Stellen an der ansonsten bewachsenen Uferkante – dies alles lässt sich auch ohne Boot und Echolot finden. Niemals vernachlässigen sollte man gründelnde oder springende Fische. Karpfen sind selten Einzelgänger und ein angeworfener Fisch resultiert nicht selten in einem kreischenden Bissanzeiger.

Habe ich mir einen ersten Überblick verschafft, intensiviere ich die Suche nach interessanten Stellen mithilfe einer Lotrute, oder, falls erlaubt, mit Boot, Echolot und Tastblei. Stellen, die nicht mit dem bloßen Auge erkennbar sind, wie Plateaus und Rinnen oder unter Wasser liegende Hindernisse wie Krautfelder und überschwemmte Bäume, lassen sich so nach und nach finden. Hierbei vertraue ich auf mein Bauchgefühl und nehme mir immer nur bestimmte Gewässerbereiche vor, sodass ich nicht mit einer Flut von Informationen zu kämpfen habe und mich am Ende gar nicht für einen Spot entscheiden kann.

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Vorbereitung ist Trumpf

 

Besonderes Augenmerk schenke ich den unteren Bereichen von Uferkanten und Plateaus. Die oft steinharten Kanten gehen hier teilweise schlagartig in weicheres, nahrungsreiches Sediment über. Ohne vom Boot zu tasten lässt sich dieser Übergang auch mit einer Lotrute samt schwerem Blei und geflochtener Schnur finden. An solchen Stellen konnte ich schon oft überdurchschnittlich gute Erfolge feiern.

Ebenfalls eine fast magische Anziehungskraft übt Totholz auf mich aus. Und das nicht ohne Grund, denn dasselbe gilt oft auch für die Karpfen. Beangelt man solche Bereiche, sollte man allerdings immer zuerst an das Wohl der Fische denken und  und mit ein paar Metern Abstand zum Hindernis auf Nummer Sicher gehen. Lieber verzichte ich auf den einen oder anderen Biss, als dass ich einen guten Fisch mitsamt Schnur im Holz verliere und er dort unter Umständen elend sterben muss. Oft kann man die Fische auch aus dem Hindernis füttern, womit wir zum nächsten Thema kommen.

Futter

Viele niederrheinische Baggerseen bieten neben einem ordentlichen Karpfenbestand einen ebenso guten Weißfischbestand, mit dem man sich arrangieren muss und den man sich gegebenenfalls sogar zu nutze machen kann. An den kleineren Seen entscheide ich mich meist trotz einer guten Brassenpopulation für einen bunten Mix aus Mais, Weizen, Hanf und Tigernüssen, Pellets in diversen Größen, Boilies und etwas Grundfutter

Die vielen kleinen Partikel locken schnell erste Weißfische an den Platz, durch den Trubel werden dann auch die Karpfen auf das Futter aufmerksam. Oft hat sich gezeigt, dass sich nach einigen gefangenen Brassen die Karpfen am Platz breit gemacht haben, woraufhin kaum noch Brassen an die Haken gingen. Ein weiterer Vorteil dieses Futters ist, dass die vielen verschiedenen Partikel die Fische länger beschäftigen und am Platz halten, als es ein paar Hände Boilies könnten.

Beifänge lassen sich nicht immer vermeiden - aber wer sagt schon "Nein" zu so einer tollen Schleie?

Beifänge lassen sich nicht immer vermeiden – aber wer sagt schon „Nein“ zu so einer tollen Schleie?

Boilies dürfen in meinem Futter dennoch niemals fehlen, sind sie für die Karpfen doch eine leicht gefundene Energiequelle, noch dazu lange am Haar haltbar, selektiv und schlicht und einfach fängig. Meine Favoriten sind die bananig-fischigen „Kivelinge“, die süßen, roten „Red Zemper“ und die fischigen Stinker  „Almighty“, allesamt von der Firma R&G fish-feed and more. Mit diesen Boilies konnte ich schon in allen erdenklichen Situationen fangen können, speziell der Almighty ist mitunter als Blankretter bekannt.

Mengenmäßig richte ich mich vor allem nach der Jahreszeit. Im Spätherbst, Winter und dem zeitigen Frühjahr kann mitunter ein Kilo dieses Mixes schon zu viel sein. Je wärmer das Wasser ist, desto mehr füttere ich dann auch. Je nach Fischbestand fange ich zur warmen Jahreszeit mit etwa 5kg Mix an, um dann nach jeder Aktion etwa 2kg nachzufüttern.

Das Futter bringe ich entweder mit dem Boot, lieber aber mit einer Futterrakete wie der Spomb an den Platz. Speziell die Fische in den kleineren Seen mit hohem Angeldruck reagieren häufig sehr scheu. Eine unbedachte Bootsaktion kann einen ganzen Bereich für Stunden oder sogar Tage wie ausgestorben erscheinen lassen. Insofern der Platz in Reichweite liegt, bevorzuge ich das Ablegen und das Füttern vom Ufer aus.

Regelmäßiges Nachfüttern kann in einer hohen Frequenz resultieren - auch in der kalten Jahreszeit!

Regelmäßiges nachfüttern kann in einer hohen Frequenz resultieren – auch in der kalten Jahreszeit!

Rigs, Tackle und co.

Mobilität steht in meiner Angelei ganz oben auf der Prioritätenliste. Mir reicht ein kleines Schirmzelt, eine Liege, eine Tasche mit Kleinteilen, etwas zu Essen und zu Trinken sowie Abhakmatte und Futteral völlig, um mich wohl am Wasser zu fühlen. Mit so wenig Gepäck fällt es mir nicht schwer, einen anderen Platz anzusteuern, wenn er nicht sowieso in Reichweite ist. Habe ich seit Stunden keine Aktion auf dem Platz und sehe ich Fische in einem anderen Bereich des Sees, wird gemoved. Ich sitze die Fische ungerne aus, sondern jage ihnen lieber hinterher.

Bei den Rigs gehe ich keine Kompromisse ein. Da man beim Karpfenangeln mit Festblei keinen aktiven Anhieb setzt, ist der schärfste Haken gerade gut genug. Seit einiger Zeit fische ich schon schon die handgeschärften Haken der Firma Pinpoint-Hooks und ich kann euch versichern, dass ihr keine schärferen Haken auf dem Markt findet. Ebenfalls sehr wichtig ist mir, dass mein Rig den Köder in jeder Situation sauber  präsentiert. Besonders etabliert hat sich hier für mich das sogenannte „Hinged Stiff Rig“. Hier befindet sich ein Chod-Rig für das Angeln mit Pop-Ups an einem steifen Ausleger, der den Köder immer wieder weg vom Blei drückt. Egal wie oft das Rig bewegt wird, es legt sich immer wieder sauber ab.

Meine zwei Lieblingsrigs - Links Blowback-Rig, rechts Hinged Stiff Rig

Meine zwei Lieblingsrigs – Links Blowback-Rig, rechts Hinged Stiff Rig

Wie schon erwähnt angele ich gerne am Fuß von Kanten und vor Hindernissen. Die Hauptschnur läuft oft über von Muscheln bewachsenen Grund, durch Kraut und zwischen Totholz. Für diese Angelei kommt für mich nur die Supex Mono in 0,40mm von R&G fish-feed and more für mich in Frage. Sie ist extrem abriebfest und hat eine hohe Tragkraft, lässt sich durch ihre Geschmeidigkeit aber dennoch gut werfen und sie sinkt wie ein Stein. So spare ich mir eine Schlagschnur, die das Werfen behindern würde.

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Ein wahres niederrheinisches Goldstück

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Bloß nicht zu verbissen an die Sache gehen 😉

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Die vielen Brassen am Platz schienen Ihn nicht zu stören

Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in meine Angelei an den kleinen, idyllischen Baggerseen des Niederrheins vermitteln und euch vielleicht noch den einen oder anderen Tipp mit an die Hand geben, wie auch Ihr zu eurem Goldschatz kommt.

Tight Lines und nur die Dicken an der Kante!

Euer Lucas

www.facebook.de/NovaCarp

 

PS: Stay tuned! Der Artikel zu den großen Baggerseen von Patrick folgt in den nächsten Tagen 😉

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