Spätherbst in Italien

Auch in 2015 sollten mein Bruder Fabian und ich wieder an unserer Tradition festhalten, was bedeutet, dass wir einmal jährlich mindestens eine Woche am Stück ausnahmslos unserem Hobby nachgehen. Natürlich bietet sich für ein solches Unterfangen der Herbst an, mit die heißeste Zeit für den Karpfenangler. Nach dem Abgleich der Terminkalender stand fest, dass nur die zweite Novemberhälfte für eine gemeinsame Session zur Verfügung stand. Nun war nur noch zu klären, wo es denn hin gehen sollte. Da die Vorbereitungszeit ziemlich knapp war und wir uns nicht sicher waren, wie stark die Beißlaune unserer gelben Freunde mit sinkender Wassertemperatur schon abgenommen hat, entschieden wir uns für ein uns bereits „bekanntes“ Gewässer in Norditalien. An dieser Perle konnten wir schon im Herbst 2014 eine unvergessliche Session verbringen, was uns natürlich noch weiter motivierte. Sehr schade übrigens an dieser Stelle, dass Jungpapa Simon nicht mitkommen konnte.
Die Sachen waren „schnell“ gepackt, da sind mein Bruder und ich schon lange ein eingespieltes Team. Wir starteten samstags schon um 2 Uhr in der Frühe, da wir den Platz von Pascal und Axel übernehmen wollten. Die Beiden haben ihre Herbsttour an dem See ausklingen lassen und konnten schöne Fische auf die Matte legen. Ein dickes Petri nochmal an dieser Stelle. ☺
Nach einer zähen Fahrt, der Beschaffung der Lizenzen und einer Lagebesprechung mit Pascal und Axel, konnten wir zur Mittagszeit den ersten vollbepackten Trolley Richtung Seeufer schieben. Wir bauten an einer Bucht auf. Bis dorthin war es ein gutes Stück über unwegsames Gelände, teilweise ging es recht steil bergab. Es war wohl nur der Vorfreude zu Schulden, weswegen wir keinen Gedanken daran verschwendeten, dass das ganze Tackle auch wieder den Berg rauf muss. 😀
Erst als es dämmerte, war alles an Ort und Stelle, auch die Ruten. Bei der Platzwahl half uns, neben dem Echolot, auch das Fish Hawk GTM. Mit diesem Tiefen- und Temperaturmesser war es uns möglich, die Sprungschicht metergenau zu bestimmen. So betrug in unserem Falle z.B. die Wassertemperatur von 1-10 m Tiefe konstant 14 °C, auf 11 m 13 °C und auf 12 m noch 10,2 C. Wir legten an der eigenen Uferkante einen etwas größeren Futterstreifen an, der sich von 8 auf 10 m Wassertiefe erstreckte. Am Ende des Streifens fischten wir jeweils mit einer Rute. Die dritte Rute legten wir tief in die Bucht hinein auf 8,5 m Tiefe und die vierte Rute fischten wir auf der anderen Seite der Bucht ganz flach vor einer Hecke auf 0,5 m. Wir vermuteten die Fische eher tief, Pascal und Axel konnten einen Großteil ihrer Fische aber flach fangen – Versuch macht kluch. ☺
Als Futter setzen wir, neben Partikel und Pellets, auf die bewährten Red Zemper und meine Lieblinge, die Kivelinge, in 16 und 20 mm. Ebenso waren die Black Diamonds in 20 mm an Bord. Die passenden Liquide rundeten das Programm ab.
Wir genossen die abendliche Stimmung am See, dichter Nebel machte sich breit. Dann fielen wir doch recht zügig ins Land der Träume, die Anreise hinterließ ihre Spuren. Neben der tollen Herbstkulisse am See passierte erstmal nichts.

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Am nächsten Tag war das Futter auf dem flachen Spot komplett weg, jedoch hielten sich auch Blässhühner in dem Bereich auf. Auch waren Bissspuren auf dem Blacky-Schneemann zu sehen, welche sicherlich nicht von einem Karpfen stammten. Auf 500 m Entfernung bekommt man halt doch nicht alles mit. Auf einer Erkundungstour im Flachbereich haben sich 100 m links von der Stelle Fische durch eine Schlammwolke verraten, woraufhin wir die Rute dahin umgelegt haben.
Wir wachten am zweiten Morgen auf, leider wieder nicht durch den Ton eines unserer Pieper. Nun gut, manchmal dauert es eine Weile, gerade bei einer Wasserfläche von mehreren hundert Hektar. Ohne unruhig zu werden, überlegten wir dennoch, ob wir etwas besser machen könnten. Gerade der erste Fisch einer Session, falls er denn beißt, ist doch immer was Besonderes. Während wir bei einem gemütlichen Kaffee diskutierten und uns nach dem ersten Fisch sehnten, passierte es. Wie aus dem Nichts pfiff plötzlich Fabians rechte Rute auf dem Futterstreifen auf 8 m Wassertiefe los.
Schnell an die Kante gerudert und der Tanz konnte beginnen. Oh nein, die Schnur läuft gerade auf eine Abgrenzungsboje zu und hat sich in deren Kette verfangen. Die Anspannung war uns ins Gesicht geschrieben, nur nicht den ersten Fisch verlieren und schon gar nicht durch einen Schnurbruch. Also mit der Rute einmal links herum, nichts! Zweimal rechts herum, nichts! Rutenspitze senkrecht ins Wasser, frei! Puhhh, der Fisch war noch dran und der Drill konnte weiter gehen.
Zum Vorschein kam diese Perle mit 19,4 kg, die sich den Red Zemper-Schneemann einverleibt hatte.

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Juchu, welch ein Einstand. Der Anfang war gemacht, wir freuten uns. Da war es auch nicht tragisch, dass es die nächsten 24 h ruhig blieb. Am nächsten Morgen pfiff Fabis linke Rute auf der anderen Seite des Futterstreifens auf 10 m mit dem Kivelinge-Schneemann ab. Da wir, wie immer bei längeren Sessions, „Ping Pong“ fischten, war ich an der Reihe. Zum Vorschein kam diese Wumme mit 23,2 kg, wir fielen uns in die Arme.

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Der zweite Fisch und dann gleich ein 40+, wir waren happy! Mittags lief die Rute erneut ab. Dieser schöne Schuppi mit 17,2 kg ließ sich die Kivelinge schmecken.

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Die Rute aus der Bucht legten wir nach drei erfolglosen Tagen auf einen Spot an der gegenüberliegenden Uferkante in der Nähe zu einem abgestorbenen Krautfeld. Der Spot lag auf 8,5 m und wurde schon am Vorabend von uns markiert und mit den Black Diamonds und Pellets unter Futter gesetzt. Die Rute lag nicht mal zwei Stunden, da verleibte sich diese Perle den Blacky-Schneemann ein.

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Auch legten wir die 10 m-Rute von dem Futterstreifen auf einen Spot, der etwa 150 m weiter rechts an der Kante auf 8 m lag. Auch diesen Spot markierten und fütterten wir schon am Vorabend. Diese Entscheidung schien ebenfalls goldrichtig zu sein. Die Rute brachte in der folgenden Nacht zwei schöne Schuppis mit 19 und 15 kg, welche sich die Kivelinge schmecken ließen.

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Die Beiden lieferten tolle Drills und zogen uns etliche Minuten durch die Nebelschwaden hindurch über den See. Gerade bei diesen Nebelmassen und der Wasserfläche war uns das GPS eine große, wenn nicht gar unerlässliche Hilfe. Auch mit einer Lampe am Ufer war da nichts mehr zu machen. Beim Ablegen der Rute hat sich ein Reflektorband an der Boje sehr bezahlt gemacht. Ein kleines Hilfsmittel mit großer Wirkung erst recht dann, wenn die Genauigkeit des GPS wegen des nebelbedingten, schlechten Satellitenempfangs deutlich abnahm. Ein Karpfen im Sack, die Rute wieder auf dem Spot, es konnte weiter gehen.
Am folgenden Morgen wurden wir dann von unserem liebsten Geräusch geweckt. Die Rute auf dem Futterstreifen meldete einen Abnehmer. Dieser schöne Schuppmann fiel auf einen orangenen Kivelinge-Popi am Hinged Stiff Rig herein.

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Der Nebel verschwand zunehmen und wurde von Sonnenstrahlen abgelöst. Ein herrlicher Anblick, den wir fast täglich erleben durften.

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Den Tag über blieb es ruhig und die Nacht brach wieder mal über uns herein.

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Pünktlich um Mitternacht meldete sich der nächste Fisch, ein Schuppi mit 17 kg konnte seinen Rüssel nicht von den Erdbeeren lassen.

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Die flache Rute hatten wir mittlerweile auch tief gelegt. Zwar war das Futter morgens meist weg, jedoch waren die Blässhühner ziemlich aktiv und werden wohl den Großteil des Futters abgeräumt haben. Bei der täglichen Anfahrt konnten wir in dem Bereich auch stets flüchtende Fische ausmachen. Doch hatten wir zunehmend unsere Zweifel, dass die Schlammwolken von Karpfen stammten. Früher oder später müsste sich dann doch einer aufhängen.
So landete diese Rute an der gegenüberliegenden Uferkante der Bucht in 500 m Entfernung auf 9 m Wassertiefe. Diese Rute weckte uns am frühen Morgen und brachte uns den ersten Fisch der Session unter 15 kg. 😀 Als Köder diente ein weißer Kivelinge Popi am Hinged Stiff Rig.

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Das Durchschnittsgewicht war der absolute Hammer und die Fische einfach traumhaft. Zudem hatten mittlerweile alle Ruten Fisch gebracht. Ein gutes und beruhigendes Gefühl, auch wenn es nicht zum Ausruhen einladen sollte. Die Entscheidung zwischen „Platz beibehalten“ und „Platz wechseln“ ist manchmal eine wahre Gratwanderung, bei der bei uns das Bauchgefühl letztendlich ausschlaggebend ist.
Unser Bauchgefühl war auch Grund dafür, dass Fabian einkaufen ging und sich mit den Worten „Wenn ich wieder komme, will ich dich drillend im Boot sitzen sehen“ verabschiedete. So sollte es sein, denn plötzlich pfiff die Blacky-Rute am abgestorbenen Krautfeld los. Das Kampfschwein hat das Krautfeld ordentlich durchgepflügt. Natürlich gerade dann, wenn man alleine ist. Nach mehrmaligem „Schnur entkrauten“ und etlichen Fluchten landete dieser gute Schuppi in den Maschen.

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Dann wurde erstmal für unser leibliches Wohl gesorgt. 😀

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Der Grillabend wurde unterbrochen, als die 500 m-Rute los lief. Nach kurzem Drill lag dieser schöne Spiegler mit 9 kg in den Maschen. Auch er mochte die Red Zemper.

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Wir freuten uns darüber, dass wir alle Ruten zum Laufen bekommen und die Fische wohl auf dem Futter hatten, da lief die nächsten 30 h erstmal gar nichts mehr. Das ist Angeln und macht unser Hobby doch auch so spannend.
Die nächste Aktion kam nachts um zwei. Ein schöner Spiegler mit 16,4 kg hat sich an dem Kivelinge-Schneemann vergriffen.

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Den morgendlichen Wecker bildete dieser feiste Blacky-Schuppi mit 17,2 kg, der wieder am Krautfeld einstieg.

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In der folgenden Nacht brachten wiederum die Kivelinge diesen goldenen Schuppi an die Oberfläche.

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Es kühlte ordentlich ab und ein eisiger Wind fegte uns um die Ohren. Nachts hat es uns sogar die Stühle vom Lagerfeuer weg geblasen. Ein Glück, dass wir nicht drauf saßen… ;D

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Der folgende Tag war wieder ruhig. Es war mittlerweile Sonntag und wir hatten noch vier Nächte vor uns. Zu unseren Rechten hat ein Italiener aufgebaut, Carlo, ein netter Kerl. Wir haben ihm unseren rechten Spot übergeben und uns abends bei Lagerfeuer, Bier und Co. ausgetauscht. Seine Hunde waren auch sehr zutraulich.

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Am Morgen weckte uns dann wieder unser Lieblingswecker. Diesmal eine Rute auf dem Futterstreifen auf 10 m mit den Red Zempern. Nach einem hartnäckigen Fight mit kalten Fingern fand dieses Schuppi-Brett mit 19,4 kg den Weg in die Maschen.

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Gerade 1 h später lief die Blacky-Rute am Krautfeld auf 8,5 m ab. Dieser Schuppi versüßte uns den Morgen zusätzlich.

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Um es kurz zu fassen, es sollte der letzte Fisch unserer Session bleiben. In den folgenden drei Tagen und Nächten war es uns nicht mehr vergönnt, einen Fisch zum Landgang zu überreden, egal was wir auch versuchten. Wahrscheinlich schlug der Kälteeinbruch unseren gelben Freunden auf den Magen. Die Wassertemperatur sank in den letzten Tagen auf der ganzen Wassersäule um über drei Grad ab. So blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit den anderen Seemitbewohnern zu vertrösten. ☺

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Wir konnten zwar nicht an die Bilanz vom letzten Jahr anknüpfen, waren aber trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir hatten in 12 Tagen 16 Fische, die allesamt top in Form und unversehrt waren. Zudem waren 12 Fische über 15 kg, was uns sehr fröhlich stimmte. Wir hatten einfach eine tolle und erholsame Zeit, danke Bruderherz! 😉
Mit Carlo haben wir auch Kontakt gehalten. Er konnte in den 12 Tage einen Spiegler mit 19 kg überlisten. Eines steht fest: Die Murmeln vom Heinz können nicht so schlecht sein! 😉
In diesem Sinne wünschen wir Euch nur das Beste für 2016 und natürlich stets straffe Schnüre! 😉
Fabian und Thilo

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